2020-01-06

#rp20-Sprecherin Pinar Yoldas – Ökozid, Unwahrnehmbarkeit und das Anthropozän

Portrait of rp20 keynote speaker Pinar Yoldas

Die Künstlerin, Designerin und Forscherin Pinar Yoldas fokussiert sich in ihrer Arbeit auf Themen wie Posthumanismus, das Anthropozän, Neurowissenschaften und feministische Technowissenschaft.

Bereits im Alter von fünf Jahren stellte Pinar Yoldas erstmals ihre Malerei aus und galt damit als jüngste Künstlerin mit eigener Ausstellung in der Türkei. Heute entwirft sie architektonische Installationen, kinetische Skulpturen, Klangkunst, Videoinstallationen und Zeichnungen. Eine ihrer eindrucksvollsten Arbeiten ist das Projekt „An Ecosystem of Excess“, für das sie ein posthumanes Ökosystem aus spekulativen Organismen und ihrer ausgedachten Umwelt schuf. Mit der Installation „The Kitty AI: Artificial Intelligence for Governance“ machte sie 2016 eine künstliche Intelligenz mit den affektiven Kapazitäten einer Katze zur ersten, nicht-menschlichen Regierung.

Pinar Yoldas studierte Architektur, visuelle Kommunikation, Informationstechnologie und Neue Medienkunst. Sie erhielt ein Zertifikat für kognitive Neurowissenschaft der Duke University, USA. Dort schrieb sie auch ihre Doktorarbeit mit dem Titel „Spekulative Biologie: Neue Wege der Kunst im Zeitalter des Anthropozäns“. Hier geht es zu Pinar Yoldas Twitter-Feed.

ASAP – 3 Fragen an … Pinar Yoldas

Wir stellten Pinar drei Fragen zu ihrer #rp20-Keynote, den ihrer Meinung gegenwärtig drängendsten Themen und ihren Lese- und Filmtipps.

Über welches Thema sprichst du auf der #rp20?
Kunst und Architektur gegen Umweltzerstörung / Unwahrnehmbarkeit oder Anthropozän als Problem der Ästhetik / Sinne (Meine neue Arbeit für die Architektur-Biennale in Venedig mit dem Titel „3 Oceans“).

Ganz im Sinne des diesjährigen Mottos ASAP: welches Thema ist für dich persönlich das aktuell dringendste?
Die kulturelle Transformation von übermäßigem Konsum zu anderen Formen des Seins.

Was ist dein Lese-, Film- und/oder Musiktipp, den jeder ASAP kennen sollte?

Lesetipp
Ich lese „Always Coming Home“ von Ursula Le Guin. Ein Le Guin-Buch empfehle ich immer.

Filmtipp
Ich habe vor kurzem „Ailos Reise“ geschaut, weil es zur Weihnachtszeit passte und überall Rentiere abgebildet waren. Die Dokumentation zeigt den großen Kontrast zwischen dem, von dem wir denken das es so ist und dem was wirklich passiert. Schwangere Rentiere sind stark vom Klimawandel betroffen, denn die Temperaturveränderungen wirken sich auf ihre Entbindung aus. Während der Dokumentation verlieben wir uns in das kleine Rentier Ailo und fühlen gleichzeitig die großen Leiden einer Spezies, deren Zahl sich innerhalb des letzten Jahrzehnts halbiert hat.

Wir danken Pinar Yoldas für ihre Antworten und sind gespannt auf ihre Keynote auf der re:publica 20!