Synthethic Natures

Um neue Verknüpfungen zwischen Menschen, Materialien & Maschinen, Innovationen und den Erhalt der Natur geht es in unserem Topic „Synthethic Natures". Der aus synthetic, ethic und Natur kombinierte Titel zeigt bereits an, dass wir versuchen wollen, tradiertes Wissen und neue Ansätze zusammenzubringen. Genau darum geht es in der Bioökonomie: Sie setzt sich aus den Sektoren und Dienstleistungen zusammen, die biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen nutzen, um einen Paradigmenwechsel von der erdölbasierten zur pflanzenbasierten Zukunft zu ermöglichen. Diese Fortschritte stützen sich auch auf (digitale) Techniken.

Die Zusammenhänge zwischen steuernden Eingriffen in die Natur, nachhaltigeren Wirtschaftskreisläufen und technischem „Solutionismus“ – dem Glauben daran, das jedes Problem technologisch gelöst werden kann – werden aktuell heftig debattiert. Es scheint dringend notwendig, die Diskussion um Prozesse, Regulierungen und Technologien (in der Bioökonomie) zu demokratisieren und offen zu verhandeln, denn auch hier werden soziale Gefälle sichtbar.

Wir beschäftigen uns damit, in welchen Räumen und welchen Medien Zukünfte entworfen – und kontroverse Debatten (aus)gehalten und weitergeführt werden.

Es geht uns neben dem gemeinsamen Ausloten von Herausforderungen und Chancen der Bioökonomie auch darum, aus einer Kultur und Industrie, die einen hohen Ressourcenverbrauch aufweist, aktiv einen Beitrag zur Reflexion und Umsetzung von Nachhaltigkeit zu leisten. Unsere Technik verbraucht große Mengen Rohstoffe und Energie (sowohl in Herstellung als auch Betrieb), die meist aus nicht erneuerbaren Quellen stammen. Software wird oft noch ohne jedes Gespür für den effizienten Betrieb gecoded und hat weiteren Einfluss auf den CO2-Fußabdruck. Und nach der Ausmusterung der mobilen End- oder Netzwerkgeräte werden Gadgets zu Elektroschrott, anstatt zu neuen Ressourcen wieder aufbereitet zu werden.

In Zeiten großer Knappheit bestimmt die Umwelt- und Ressourcenpolitik auch, wer wie viel vom globalen Umweltraum erhält. Hierfür ist es zwingend notwendig, die europäische Perspektive mit einer internationalen Perspektive und insbesondere Vertretern des „globalen Südens“ zusammenzubringen. Wir betrachten Agrarforschung, Biotechnologien, neue Produkte sowie die mit diesen Themen verbundenen politischen, ökologischen und sozialen Aspekte: Dabei sollen Materialien, politische Ökonomien und „Ökosysteme“ untersucht werden. Wir nähern uns Daten- und Stoffkreisläufen aus einer interdisziplinären Perspektive mit Hands-On-Angeboten, (Kunst-)Objekten und Vorträgen.

Mit dem Topic „Synthethic Natures“ gehen wir bewusst dorthin, wo sich Life Sciences, Digitalisierung, Umwelt und künstlerische Zugänge treffen. Die Schwerpunkte liegen auf einem Mix aus multiperspektivischen Bühnenprogramm, dezentral organisierten Workshops und Laboren sowie künstlerischen Interventionen auf dem gesamten Festivalgelände der re:publica 20.

Wir wollen mit einem „Brückenschlag“ dazu beitragen, die Umwelt besser zu schützen und an einer Zukunft mitarbeiten, die inklusiv und wünschenswert für alle ist.
Im Sinne eines Open Source-Ansatzes soll Teilnehmer*innen der einfache Zugang zu wissenschaftlichen Quellen, Techniken und Materialien ermöglicht und die aktuellen Problemfelder nahegebracht werden.

Zentrale Fragen:

  • Wie können „künstliche“ Formen der Natur, wissenschaftliche oder technische Innovationen dazu beitragen, den Planeten zu erhalten?
  • Was können Innovator*innen von der Natur lernen? Und wie greifen sie bereits in die Natur ein?
  • Wie wurden und werden „neue“ Natur- und Lebensformen durch Kunst und Science-Fiction dargestellt? Wie nützlich sind diese Fiktionen für die Modellierung der Zukunft?
  • Welche Rolle spielen Kultur, Sensoren, Kognition, technische und mediale Vermittlung in unserem Verständnis von Natur und ihrer „Realität“? Wie verändern Technologien die Art und Weise, wie wir die Natur sehen und wertschätzen?

Bestätigte Keynote-Sprecher*innen für dieses Topic sind bisher Marisa Olson, Pinar Yoldas und Dirk Baecker.

Das Topic „Synthethic Natures“ wird im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2020 –  Bioökonomie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Bioökonomie