2020-01-21

#rp20-Sprecherin Marisa Olson – Die ökologischen und sozialen Folgen unserer „Upgrade-Kultur“

Photo Credit: Eva Neuzilova

Photo Credit: Eva Neuzilova

Die Arbeiten der Künstlerin Marisa Olson sind interdisziplinär. Sie beschäftigen sich mit der Kulturgeschichte von Technologien, den Auswirkungen unserer „Upgrade-Kultur“ auf die Umwelt und den politischen Aspekten von Popkultur.

Als frühere Punksängerin waren ihre ersten Kunstprojekte Musikvideos, Mixtapes und Magazine. Marisa prägte den Begriff „Post-Internet Art“ und beschreibt damit Kunstformen, die ohne das Internet nicht existieren würden und die sich mit den kulturellen Aspekten unserer vernetzten Welt beschäftigen.
In ihren jüngsten Arbeiten beschäftigt sie sich mit unserem Umgang mit den neuesten technischen Erfindungen und Errungenschaften und den Auswirkungen von mit dem Internet verbundenen Geräten auf uns und unsere Gesellschaft. Auf Twitter findet ihr Marisa hier und auch auf Instagram ist sie aktiv.

ASAP – 3 Fragen an … Marisa Olson

Wir haben Marisa drei Fragen zu ihrer #rp20-Keynote, den ihrer Meinung nach dringendsten Themen und ihren Literatur-, Film- oder Musiktipps gestellt.

Über welches Thema sprichst du auf der #rp20?
Upgrade Culture. Ein großer Teil meiner künstlerischen und literarischen Werke beschäftigen sich damit, wie neue Erfindungen oder technologische Dinge uns sowohl spiegeln, als auch auf uns einwirken – wie ich es gerne ausdrücke. Wir sind stets der „harder, better, faster, stronger“ Version von Objekten hinterher, die uns die Fließbänder liefern, die wir uns zu eigen machen und zu denen wir eine intime und ergiebige Beziehung aufbauen. Bis zu dem Punkt, wo wir sie wegwerfen und auf die nächste Version „upgraden“. Ich sehe in diesen Objekten Zeitkapseln und stelle mir die Frage, was sie über uns aussagen und verraten – sowohl individuell, als auch gemeinschaftlich.
 
Ganz im Sinne des diesjährigen Mottos „ASAP“: welches Thema ist für dich persönlich das aktuell dringendste?
Wie wirkt sich dieser ständige Zwang zum Upgrade auf unsere Umwelt aus? Das Problem zeigt sich am deutlichsten im Kreislauf zwischen Konsument und Objekt, es liegt aber tiefer begründet in unserer generellen Abhängigkeit von Technologien und „Innovationen“ – von Medizintechnik bis Militär. Manches davon lässt sich offenkundig nicht so einfach ablegen. Viele Menschen reden über den Zugang zum Internet als ein Menschenrecht und statten ihr Zuhause mit den neuesten IoT-Geräten aus, verfallen dann jedoch in einen Zustand kognitiver Dissonanz bezüglich der Auswirkungen von Elektroschrott. Auch ich bin davon betroffen. Ich bin zu hundert Prozent abhängig vom Internet und den damit verbundenen Geräten – zu Forschungszwecken, zur Unterhaltung, für soziale Beziehungen – ich versuche mir aber zumindest Gedanken über meinen eigenen Einflussbereich zu machen. Wir sollten anfangen, ganzheitlicher über die Weltgesundheit, die Gesundheit unseres Planeten und das große Ganze dieser Entwicklungszyklen zu denken.

Was sind deine Lese-, Film- und/oder Musik-Tipps, die jeder ASAP kennen sollte?
Ich bin ein Riesenfan von Donna Haraway. Sie ist vor allen Dingen für ihr „Cyborg Manifesto“ bekannt, aber ihr neuestes Buch „Unruhig bleiben: Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän“ wirft viele eindringliche Fragen auf. Haraway ist eine artenübergreifende Feministin. Sie beschäftigt sich mit dem Leben auf unserem beschädigten Planeten umfassender, als das anthropozentrische „Survival of the Fittest“. Sie schafft es tatsächlich auf poetische Art und Weise darüber nachzudenken, wie wir unsere Beziehung zu allen Lebewesen neu denken und wie wir gemeinschaftlich (als Verwandtschaft) eine lebenswerte Zukunft gestalten können, anstelle einfach alles in Brand zu stecken und auf den Mars umzuziehen (meine Worte, nicht ihre!).

Wir freuen uns darauf, auf der #rp20 mehr von Marisa zu sehen und zu hören!