2020-01-15

#rp20-Speaker Bernhard Pörksen – Reputationsrisiken im digitalen Zeitalter

Bernhard Poerksen

Photo Credit: Peter-Andreas Hassiepen

Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen ist Professor an der Universität Tübingen. Auf der #rp20 nimmt er sich unsere Reputation vor und zeigt, wie schnell sich der Ruf von Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen in der digitalen Welt zerstören lässt.

Bernhard Pörksen erforscht in seiner Arbeit Medienskandale und die öffentliche Debattenkultur. Neben wissenschaftlichen Texten schreibt er für verschiedene Medien und ist Autor mehrerer Bücher. In seinem neuesten Werk „Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung“ analysiert er die Erregungsmuster des digitalisierten Zeitalters und das Geschäft mit der Desinformation. Weil heute jede*r von uns publizieren kann, fordert Bernhard Pörksen, dass der kluge Umgang mit Informationen zur Allgemeinbildung gehört und in der Schule gelehrt wird. Er tritt dafür ein, dass wir mehr miteinander streiten anstatt nur zu beleidigen und anzuklagen.

Langjährige Teilnehmer*innen der re:publica werden Bernhard Pörksen bereits kennen, denn er stand in den letzten Jahren schon mit verschiedenen Themen auf unseren Bühnen. Seinen #rp19-Talk „Abschied vom Netzpessimismus. Die Utopie der redaktionellen Gesellschaft“ findet ihr hier

ASAP3 – Fragen an … Bernhard Pörksen

Wir haben Bernhard drei Fragen zu seiner #rp20-Keynote, den seiner Meinung nach dringendsten Themen und seinen Literatur-, Film- oder Musiktipps gestellt.

Über welches Thema sprichst du auf der #rp20?
Das Thema meines Talks ist die Allgegenwart von Reputationsrisiken im digitalen Zeitalter. Der Ruf jedes Einzelnen, aber auch die Reputation von politischen und religiösen Organisationen, von Unternehmen und Regierungen lässt sich unter den aktuellen Medienbedingungen in Rekordzeit zerstören. Der Imperativ des digitalen Zeitalters lautet daher: „Handele stets so, dass dir die öffentlichen Effekte deines Handelns langfristig vertretbar erscheinen. Aber rechne damit, dass dies nichts nützt.“

Ganz im Sinne des diesjährigen Mottos „ASAP“: welches Thema ist für dich persönlich das aktuell dringendste?
Das Schlüsselthema unserer Gegenwart ist in einer einzigen Frage enthalten, diese lautet:  „Was ist wirklich wichtig?“ Wir erleben in den letzten Monaten eine Spektakelpolarisierung der Öffentlichkeit – den sinnlosen Hype rund um Pseudoaufreger. Gleichzeitig schreitet die Naturzerstörung unaufhaltsam voran, drohen Populisten überall in Europa das Kommunikationsklima zu ruinieren. Das heißt: Wir brauchen in diesen mitunter beunruhigenden Zeiten eine hellwache Fokussierung und müssen unsere Empörung an wirkliche Relevanz koppeln.

Was sind deine Lese-, Film- und/oder Musik-Tipps, die jeder ASAP kennen sollte?
Ich habe keine Universal-Antwort, wirklich nicht. Daher eine kurze, peinliche Werbeeinblendung in eigener Sache: Im Februar 2020 erscheint mein aktuelles Buch, das ich mit dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun verfasst habe. Es trägt den Titel „Die Kunst des Miteinander-Redens“. Uns treibt die Frage um, was die Vergiftung und Überhitzung von Debatten befördert und wie man die richtige Mischung aus Empathie und Konfrontation im öffentlichen Austausch einüben könnte. Und vor allem: Wie sieht eine Form des Miteinander-Redens und des „echten Dialogs“ aus, die sich nicht einfach nur in gefühliger Wertschätzung oder in sinnlosen Schaukämpfen verliert, sondern als Schule der Demokratie taugt? Ich weiß nicht, ob dieses Buch gelungen ist (ich hoffe es natürlich). Aber im Kern geht es um eine Suchbewegung – wie können wir Orte und Prinzipien des gelingenden Diskurses entdecken, die uns alle weiter bringen? Das halte ich für wirklich zentral. Und diesen „dialogischen Geist“ erlebe ich auch auf der re:publica.

Wir freuen uns auf Bernhard Pörksens Keynote auf der #rp20!